Das Zeitalter der digitalen Kommunikation
Als sich Anfang der Neunziger immer mehr Technologie-Begeisterte einen der ersten Desktop-Computer ins Haus holten, veränderte sich nicht nur die heimische Stube, sondern auch die menschliche Kommunikation. Dass die damals bahnbrechende Erfindung unter der Bevölkerung so schnell einstimmigen Anklang fand, sollte man eigentlich für erstaunlich halten. Laut einer Harvard Business Review aus dem Jahr 2013, brauchte die große Mehrheit aller US-Amerikaner zum Beispiel Jahrzehnte, die ersten Haustelefone in ihren Alltag zu integrieren. So hatten nach fast 30 Jahren nur 10% der amerikanischen Haushalte ein eigenes Haustelefon.
Das Smartphone hingegen war seit seiner „Erfindung“ im Jahr 2002 bereits nach zehn Jahren zu einem absolut notwendigen Alltagsgegenstand geworden. Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2012 waren bereits 40% aller US-Amerikaner im Besitz eines Smartphones. In Deutschland erfolgte die Übernahme zwar etwas langsamer, der Trend verlief dennoch ähnlich: Laut dem Statistik-Portal statista, tippten im selben Jahr bereits 33,4 Millionen begeisterte deutsche Nutzer auf ihrem eigenen Smartphone herum. Im Jahr 2018 waren es sogar schon 57 Millionen. Wie genau hat die digitale Kommunikation die Art, in der wir Menschen uns austauschen, verändert?
Ohne Worte: Emojis
Nicht umsonst heißt es, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagt. Heutzutage schicken wir gerne mal nur einen lachenden oder weinenden Smiley, um auf eine bestimmte Situation per Text zu reagieren. Mittlerweile gibt es sogar so viele Emojs, dass nicht nur Stimmungen, sondern gesamte Handlungsabläufe mit den kleinen Symbolen beschrieben werden könnten. Die Verwendung verschiedener Messenger-Apps und das ständige Texten im Allgemeinen kann man beobachten, sobald man sich in der Öffentlichkeit umsieht. Und warum auch nicht? Im Gegensatz zum altmodischen Telefonieren ist das Senden kurzer Nachrichten unauffällig und lautlos. Ungewiss ist, welche zwischenmenschlichen Komponenten bei den schnell getippten Kurznachrichten verloren gehen.
Technologie und unser Sozialverhalten
Was früher als unpersönlich galt, ist heute also eine ganz normale Form der Kommunikation. Selbst die wichtigsten Informationen werden ohne großes Zögern per Text oder WhatsApp-Nachricht übermittelt: Etwa die Trennung von einem Partner, oder aber ein positives und lebensveränderndes Ereignis, das man so schnell wie möglich an die Geliebten weitergeben möchte. Aber nicht nur die Art und Weise, wie wir Informationen weitergeben hat sich verändert, sondern auch unsere Aufmerksamkeitsspanne. Mit der Tatsache, dass immer mehr Menschen im Besitz eines Smartphones sind, geht einher, dass sie auch zu fast jeder Zeit erreichbar sind und sein sollten. Ist dies einmal nicht der Fall, kann es beim Absender einer Nachricht schnell zu verletzten Gefühlen kommen. Schließlich wird niemand gerne „ignoriert“.
Auch den Dating-Bereich hat die digitale Kommunikation komplett revolutioniert. Während sich potentielle Partner früher durch gemeinsame Bekanntschaften oder rein zufällig begegnet sind, gibt es heutzutage einen regelrechten Überfluss an Dating-Profilen und somit möglichen Liebesbeziehungen. Die Fülle der „Angebote“ kann den Nutzern durchaus ein Gefühl von Austauschbarkeit vermitteln. Erste Dates finden oft ganz unromantisch über Skype oder FaceTime statt, wobei es sich hier auch um eine Sicherheitsmaßnahme handelt. Natürlich gibt es viele Erfolgsgeschichten, in denen sich glückliche Paare mittlerweile „ganz klassisch“ über das Internet kennengelernt haben. Sind sie jedoch erst einmal zusammen, funkt die Technik schon wieder dazwischen: Vor nicht allzu langer Zeit fanden amerikanische Soziologen heraus, dass Verheiratete im Durchschnitt mehr Zeit mit ihrem digitalen Endgerät verbringen, als mit dem Partner oder der Familie.
Erleichterung im Alltag
Die digitale Kommunikation, die durch soziale Netzwerke geschieht, kann Menschen nicht nur „entfremden“, sondern auch näher zusammenbringen. Gerade wenn sich zwischen Familienmitgliedern oder Freunden große Distanzen befinden, geben Facebook und Co. Nutzern das Gefühl, am Leben ihrer entfernten Geliebten auf irgendeine Weise teilzuhaben. Video-Chats ermöglichen sogar ein, wenn auch leicht verpixeltes, Vis-à-vis. Auch im Geschäftsbereich erleichtert die digitale Kommunikation bestimmte Abläufe und ermöglicht es Menschen, von einem Ort ihrer Wahl mit Kollegen und Vorgesetzten zu kommunizieren. Berufstätige Elternteile oder Arbeitnehmer mit Behinderungen haben so die Möglichkeit, von zuhause zu arbeiten oder zu studieren. Für Studenten gibt es ebenfalls ein paar tolle Apps, die das Studentenleben vereinfachen.
Während die digitale Kommunikation massive Vorteile bietet, wenn es um den schnellen Austausch von Informationen geht, kann sie Nutzern nicht die zwischenmenschlichen Komponenten bieten, die zum Glücklichsein erforderlich sind. Also: Öfter mal das Smartphone auf stumm schalten und zum Kaffeetrinken verabreden.