Digitale Währungen: Deutsche zeigen sich weiter skeptisch
Die Berührungsängste gegenüber digitalen Währungen sind in keinem anderen Land so groß wie in Deutschland. Jedoch ist es nicht nur die Skepsis des Deutschen, weshalb der Bitcoin als Zahlungssystem ein klassisches Schattendasein führen muss.
Der sicherheitsorientierte Deutsche bleibt kritisch
Der Bitcoin befindet sich seit mehr als einem Jahrzehnt im Verkehr, konnte sich aber in fast keinem Land als Zahlungsmittel durchsetzen. Auch wenn pro Tag um die 300.000 Transaktionen abgewickelt werden, so handelt es sich hier nur um das Bedienen der Geldanlage oder auch um reine Spekulationen. Denn der Bitcoin wird nicht nur als digitale Währung gesehen, sondern vielmehr auch als klassisches Spekulationsobjekt wahrgenommen.
Die Marktmacht der Kartenkonzerne wie Kreditinstitute sowie viel Regulierung sorgen am Ende dafür, dass es kaum verwundert, warum der Bitcoin keinen festen Stand in der Mitte der Gesellschaft bekommt. Der Vorstoß von Facebook, mit Libra eine eigene Kryptowährung auf den Markt bringen zu wollen, um so für eine steigende Akzeptanz sorgen zu können, scheint bereits im Keim zu ersticken. So haben sich bereits einige Länder gegen Libra ausgesprochen – so auch Deutschland. Auch wenn von Seiten Facebooks keine Zweifel bestehen, dass Libra 2020 auf den Markt kommt, so besteht durchaus die Gefahr, dass das Projekt scheitert.
Letztendlich mag es aber auch nicht überraschend sein, warum die Deutschen kritisch bleiben. Kryptowährungen scheinen nämlich von allen Seiten bekämpft zu werden – und was gefährlich zu sein scheint, muss, so der sicherheitsorientierte Deutsche, unbedingt gemieden werden.
Es ist auch eine Frage des Alters
Eine von der ING in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, dass Kryptowährungen aber auch deshalb abgelehnt werden, weil oft gar nicht verstanden wird, wie Bitcoin und Konsorten funktionieren. „Natürlich kann die Ablehnung von digitalen Währungen auf das geringe Wissen zurückgeführt werden“, so Carsten Brzeski, der Chefökonom von ING Deutschland.
Die Befragten mit moderatem Wissen gaben an, Kryptowährungen durchaus positiv zu sehen. Interessant waren hingegen die Ergebnisse jener Umfrageteilnehmer, die von sich selber behaupteten, einen guten Überblick zu haben – die „Krypto-Profis“ äußerten sich nämlich sehr wohl skeptisch.
Ein weiterer Punkt, der nicht außer Acht gelassen werden darf: das Alter. Junge Generationen sind wesentlich aufgeschlossener – und das, obwohl mitunter gar nicht so ein technisches Hintergrundwissen besteht. „Es ist hier nicht die größere Vertrautheit mit den neuesten Technologien, sondern die größere Offenheit, die dafür sorgt, dass die jüngeren Umfrageteilnehmer eine positive Einstellung zu digitalen Währungen haben“, so Brzeski.
Noch ist unklar, ob sich digitale Währungen je durchsetzen werden
Werden sich die Kryptowährungen auch innerhalb Deutschlands durchsetzen können? Ist es möglich, dass Bitcoin, Ethereum oder Ripple in einem Land akzeptiert werden, in dem das Sparbuch, trotz Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (kurz: EZB), noch immer zur beliebtesten Sparformen gehört?
Mit der Blockchain-Strategie, die von der Bundesregierung verfolgt wird, möchte man zumindest die Kryptowährungen mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken. Einerseits geht es um das Verständnis, was eine digitale Währung ist, andererseits aber auch um die Möglichkeiten, wie mit Bitcoin und Konsorten gearbeitet werden kann.
Interessant sind die Kryptowährungen aber nicht nur für den Zahlungsverkehr, sondern auch dann, wenn es um die Geldanlage geht. Wer sein Geld in den Bitcoin investieren will, muss jedoch vorsichtig sein – der Kryptomarkt ist ausgesprochen volatil.
Sehr wohl sind es die immer wieder zu beobachtenden Korrekturen, die durchaus abschreckend wirken. Konnte der Bitcoin im Jahr 2017 von 1.000 US Dollar auf fast 20.000 US Dollar klettern, so folgte dann 2018 der Absturz – die Kryptowährung musste einen Wertverlust von rund 80 Prozent hinnehmen. Auch 2019 folgte eine Korrektur nach einem Höhenflug: Zwischen März und Juni konnte der Kurs auf fast 14.000 US Dollar steigen – nach dem Sommer lag der Bitcoin bei unter 7.000 US Dollar.
Derartige Entwicklungen sind übrigens nicht nur beim Bitcoin zu beobachten. Ob Ethereum, IOTA oder auch der Litecoin – immer wieder gibt es Höhenflüge und Abstürze. Wer also sein Geld in den Kryptomarkt investieren will, der sollte nur frei verfügbares Kapital in die Hand nehmen. Verluste sind nämlich immer möglich.