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Wo überall unser Elektromüll landet – Gastartikel

Mein Haus, mein Auto, mein Boot? Das war mal! Heute sagt man eher „Mein Smartphone, meine Xbox, mein Tablet, meine Wii…“. Unendlich lang kann man die Aufzählung der unentbehrlichen Elektro-Geräte gestalten. Stets scheinen deren Besitzer darauf bedacht zu sein, auch unbedingt die neuesten Modelle zu besitzen, die man da in Reih und Glied auflistet.

Die technischen Fortschritte sind so schnell, dass es kaum noch jemanden gibt, der sein Handy länger als drei Jahre benutzt, bevor es durch ein aktuelles Model ausgetauscht wird. Die zahlreichen Anwendungen und der Schnickschnack der Geräte lassen ein jeden vor Besitzerstolz lächeln. Wer nicht lacht, sind die Kinder und Erwachsenen, die täglich auf erschreckende Weise mit dem zu tun haben, was zum Beispiel in Deutschland schon Schnee von gestern ist: dem aufkommenden Elektroschrott.

Weltweit kommen jährlich 50 Mio. Tonnen Elektromüll zusammen und in Europa wird nur ein Viertel davon selber verwertet. Der Rest kommt in die Dritte Welt. Zwar haben viele Länder zu Recht die Abschiebung des Elektroschrotts dorthin verboten, aber dennoch gelangen mehr als 150.000 Tonnen im Jahr illegal als „Handelsware“ oder „Hilfsgüter“ deklariert von Deutschland in Orte wie Agbogbloshie.

Hier, im Vorort von Accra, der Hauptstadt Ghanas, befindet sich eine der größten Mülldeponien für Elektroschrott. 20$ im Monat bekommen diejenigen, die alte Fernseher, Computer und all die anderen Geräte ausschlachten und Edelmetalle wie Gold, Kupfer und Platin, aber auch Chips, Platinen, Steckverbinder und Kabeldrahtreste extrahieren und an Zwischenhändler weiterverkaufen. Oftmals wird der Müll dafür auch verbrannt, dadurch entsteht krebserregender Elektrosmog. Giftiges Cadmium, Quecksilber und Chrom gelangen in Luft (und Lungen), Boden und Grundwasser. Nicht nur dadurch sind alle Arbeiter der Mülldeponie stark gefährdet (kaum ein Kind, das dort sein Geld verdient, darf auf ein gesundes Leben hoffen), sondern auch die Ressourcen des ganzen Landes. Agbogbloshie ist im Übrigen nur eines der vielen miserablen Beispiele für das Fehlverhalten der Wohlstandsländer.

Nicht nur in Afrika kommt unser Müll an, sondern auch in asiatischen Ländern. Sicherlich, auf der einen Seite kann man noch verwertbare Teile aus dem Schrott bergen und weiterverkaufen. Dies kann jedoch auf diese Weise, in der momentanen Situation, unmöglich weiter zugelassen werden. Es wäre schon eine ganz andere Geschichte, wenn man in diesen illegalen Endlagern Verwertungsanlagen bauen würde. So wäre allen ein bisschen geholfen. Dieses Unterfangen ist jedoch nicht einfach und muss von Land zu Land unterschiedlich geplant werden.

Wie man sieht, sind unsere Gesetze keine Garantie dafür, dass der Schrott auch gewissenhaft entsorgt oder gar recycelt wird. Wenn die „erste Welt“ anscheinend schon kein Gewissen hat, so bleibt immer noch ein weiteres schlagendes Argument: wir brauchen die Edelmetalle aus den weggeworfenen Geräten, um wieder neue zu produzieren. Ansonsten gibt es bald keine neuen Smartphones und sonstige Spielereien.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastartikel von Marco, 37 Jahre alt.
Seine Interessenschwerpunkte liegen auf allem was mit Technik und Umweltthemen zu tun hat.

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