Wenn Silver Surfer Smartphones kaufen
Neulich sprach mich meine Tante darauf an, dass sie sich ein neues Handy kaufen wollte. Ihr altes schwächele nun schon seit einiger Zeit, der Akku lädt kaum noch und überhaupt. Es gäbe doch jetzt diese tollen neuen Handys, die mit dem Finger bedient werden. Nachdem ich einen Lachanfall erfolgreich bekämpft hatte, kam ich dann doch einmal ins Grübeln über ihre Worte.
Alleingelassen im Technikdschungel
Für unsere technikaffine Generation ist der Kauf eines neuen Smartphones in der Regel kein Problem. Wir wissen schon jetzt, was die mobile Zukunft in 1 bis 2 Jahren bringen wird, und stehen in den Startlöchern, sobald ein Mobilfunkhersteller ein neues Modell mit neuen Finessen ankündigt. LTE? Her damit! NPC? Her damit! Und wann kommt endlich das iPhone 6?
Ganz anders sieht es aber in der Generation unserer Eltern aus, die mit einem einzigen Telefon mit Wahlscheibe im Haus aufgewachsen sind und im Büro noch viele Jahre auf der Schreibmaschine getippt haben. Für sie war schon die Umstellung auf den Computer und MS Office ein Quantensprung und das Handy haben sie erst einmal jahrelang aus Prinzip als überflüssig abgelehnt. Heute sind sie froh, dass sie Handys bei Otto bestellen können, wo seit vielen Jahren ihre Nachthemden und das neue Waffeleisen herkommen.
Nun ist natürlich nichts Falsches daran, Handys bei Otto zu bestellen. Im Gegenteil: Die Seite ist übersichtlich und sauber programmiert, alle wichtigen Infos sind aufgelistet und die Preise sind fair. In Sachen Kundenservice braucht man sich bei einem deutschen Traditionsunternehmen ja in der Regel ohnehin keine Gedanken machen. Aber ob meine Tante dort nun wirklich einfach so ein Handy kaufen würde?
Denglisch für Anfänger
Für die ältere Generation beginnen die Schwierigkeiten ja schon bei der Sprache. Wir kennen den Unterschied zwischen „Handy“ und „Smartphone“, während beides für meine Tante einfach nur ein mobiles Telefon ist. Wobei das Smartphone nun eben das ist, „wo man mit den Fingern drauf tippt“ (als ob sie beim Handy die Tasten nicht mit dem Finger gedrückt hätte. Aber mir ist natürlich klar, dass sie den Touchscreen meint). Auch Begriffe wie „Bluetooth“, „HSDPA“ und „microSD“, die bei jeder Handy-Beschreibung auftauchen, stellen ältere Leute häufig vor Probleme. Das mobile Internet bleibt für sie eine Zauberkiste und ein Buch mit sieben Siegeln.
Sollen nun alle Begriffe aus der Multimedia-Welt eingedeutscht werden, so wie es die Schweden gerne tun, bei denen der Computer „Dator“ heißt und das chatten am „Dator“ gerne tjatta geschrieben wird? Nein, das ist wohl auch keine Lösung. Aber wenn die Werbewirtschaft die „Silver Surfer“ als Zielgruppe umwerben will, sollte sie mehr Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nehmen.
Kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich berate aber meisten die älteren in Sachen Handy, Computer und Technik.
Das kenne ich auch zu gut. Mit meinen Bekannten durfte ich auch schon einmal losziehen und nach einem Smartphone für „Silver Surfer“ schauen ;) Dann bekomme ich jetzt immer Anrufe, wenn irgendetwas nicht funktioniert.
Aber es ist schon ganz praktisch, auch für ältere Leute, wenn sie so ein Smartphone haben.